Mittwoch, 14. August 2019
Meine Einstellung zum Auto hat sich in den letzten Jahren grundlegend geändert. Früher war ich ein Auto-Freak. In den 90ern, als ich meine Führerscheinprüfung abgelegt habe. Erstes Auto, ein 78er Opel-C-Kadett Coupé mit 75 PS. Ich war stolz wie Oskar und die Karre peinlich wie ein C-Promi im Dschungel: Tieferlegung, Auspuff, Räder, der ganze Kram. Es folgten diverse andere Opels, allesamt verändert, umgebaut, nach heutigen Maßstäben verunstaltet. Aber das war der Zeitgeist. Irgendwann bin ich zu Daimler gewechselt und da bin ich noch heute.
Heute, 25 Jahre später, bin ich seriöser geworden. Ein Auto - ein Nutzgegenstand. Kombi, kleiner Benziner-Motor, relativ geringer Verbrauch. Manchmal, wenn ich nach einer Inspektion noch über die Verkaufsfläche bei Mercedes laufe, erblicke ich diese extrem hochpreisigen, extrem potenten Modelle: AMG E55, AMG GT und wie sie alle heißen. Riesige Motoren mit 8 Zylindern, mehreren hundert PS. Für das Geld, welches Mercedes dafür verlangt, könnte ich locker eine 2-Zimmer-Wohnung in gehobener Lage bezahlen. Es lässt mich kalt. Kein Will-haben-Reflex. Der Verbrenner ist für mich eine aussterbende Spezies geworden, ein Dinosaurier, dessen Zeit vorüber ist. In 10 Jahren fahren wir alle elektrisch. Ob mit Akku oder Brennstoffzelle, das wird die Zeit zeigen. Neulich durfte ich einmal einen Tesla S fahren. Das Auto eines Bekannten, der das Fahrzeig als Dienstwagen zugelassen hatte. Eine ganz andere Welt. Allein die Beschleunigung: Völlig geräuschlos wird man in den komfortablen Ledersitz gepresst, während das Fahrzeug in drei Sekunden von Null auf 100 beschleunigt. Nur Fliegen ist schöner und Telafahren hat schon etwas von Raumschifffliegen. Ich bin dann, als ich wieder nach Hause gefahren bin, wieder in meinen Benzindinosaurier gestiegen. Mit dem Wissen, das wird mein letzter Verbrenner sein. Noch ist mir das E-Auto zu umständlich. Zu geringe Akkukapazitäten, zu wenige Ladestellen, zu lange Ladezeiten. Das wird sicher einmal anders werden, vielleicht schon in naher Zukunft. Vielleicht sogar schon bald.




Mittwoch, 7. August 2019
Mein ökologischer Fußabdruck ist gar nicht mal so toll. Weder im globalen, noch im deutschlandweiten Vergleich.

Ich lebe in keiner besonders großen Wohnung, heize wenig, ernähre mich eigentlich hemi-vegetarisch, also eine Mischung aus Flexitarier und Pesco-Vegetarier, fliege so gut wie nie, konsumiere nicht wirklich viel und unnötig, aber: Mein Mobilitätsverhalten ist nicht so prickelnd. Gut 30.000 Kilometer mit dem Auto ...




Dienstag, 6. August 2019
Als mein Sohn gebohren wurde, lebte ich in Transistanien. Ich erlebte die Geburt nur aus der Ferne, wie durch eine Glasscheibe. Als sei sie nicht Teil meines Lebens. Mein Heimatland hatte ich einige Monate zuvor verlassen müssen. Über Nacht musste ich, nur das Notwendigste im Kofferraum meines Autos, verschwinden. Ein Hochverrat war aufgefolgen, ein Betrug sondergleichen. Die Wahrheit kam nur in Salamitaktik ans Licht, manches ist bis heute verborgen. Das Leben in Transistanien war unwirklich und ich wusste vom ersten Moment an, dass ich hier nicht leben wollte. Ich war frei und gleichzeitig Gefangener eines dunklen Systems, dessen Geheimnisse niemals das Tageslicht erblicken sollten. Ich lebte. Mehr, als in den Jahren zuvor. Jahre, die mein Leben zur trägen Routine haben werden lassen. Ich begann aufzuatmen, während ich gleichzeitig keine Vorstellung von meiner Zukunft hatte, nur davon, dass ich hier in Transistanien nicht leben wollte. Ich rauchte, ich soff, ich fickte die ganze Nacht lang und wenn es einmal nicht mehr ging, weil alles irgendwann einmal ein Ende haben soll, dann half die Chemie weiter. Irgendeine Frau saß auf meinem Schwanz und ritt ihn, während ich die Fotze einer anderen Frau leckte. Brüste, Ärsche. Jeden Abend Alkohol. Gammahydroxybutyrat. Nikotin. Ich ignorierte die Signale meines Körpers, meiner Seele. Ein Leben ausgelöscht, weil es meine Rückkehr unmöglich gemacht hätte. Machte immer weiter, die Chemie half dabei, erst gut dann immer schlechter. Bis ich schließlich aufwachte und bemerkte, dass ich Transistanien verlassen musste. Als ich schließlich krank wurde, brach ich alle Zelte ab. Es ging nicht mehr weiter. Seitdem verbringe ich mein Leben im Niemandsland zwischen Transistanien und meiner Heimat,, in welche ich gelegentlich einreisen darf. Wenn ich ein Visum erhalte. Ansonsten bleibe ich meiner Heimat fern. Mein Sohn ist groß geworden. Ich bin ihm fremd, sein Zutrauen existiert nur, wenn seine Mutter nicht anwesend ist. Ich liebe ihn. Irgendwann werde ich mich erklären müssen. Ich nehme den Zug zurück ins Niemandsland, da zwischen Transistanien und meiner Heimat. Dort, wo die Uhren stehen bleiben. Das Land der immerwährenden Gegenwart.




... never breaks your heart.